Wenn du aber kein Genusswanderer bist, sondern eher so ein Verrückter, so ein „Bergrenner“, dann fahre Anfang September nach Schröcken und mach mit bei der Seven-Summit-Tour. Da tummeln sich bereits um 2.00 Uhr in der Früh massenhaft stirnlampenbehangene Gestalten, die es kaum erwarten können, sich in den nächsten 15 – 20 Stunden auf eine rund 50 km lange Tagestour zu begeben – mit knapp 5000 Höhenmetern wohlgemerkt. Wobei die 2.00-Uhr-Starter noch einem gewissen „Ehrenkodex“ folgen und die sieben Bergspitzen in einem angemessenen Tempo „er-wandern“. Aber dann gibt es noch jene, die um 6.00 Uhr bzw. um 7.00 Uhr starten. Das sind dann die kompletten „Spinner“. Ausgestattet mit Ultralight-Ausrüstung, von den Schuhen bis zum Rucksack – wenn man von diesen handtaschengroßen Flüssigkeitsspendern überhaupt noch von „Rucksäcken“ sprechen kann – und natürlich mit dem wichtigsten Utensil: dem Zeitmesser am Handgelenk. Die Zeit, die nie stehenbleibt, während du so gerne mal ein Päuschen einlegen möchtest. Die Zeit, die jeden „Gipfelsieg“ zu einem Durchlaufposten macht – denn immer weiter, schneller, rauf, runter, nächster Gipfel, rauf, runter… René Bechter und Peter Härle gehörten zur den 6.00 Uhr-Startern, also zu den „Spinnern“. Die ersten Kilometer liefen sie noch gemeinsam – von Nesslegg runter zum tiefsten Punkt auf rund 800m. Der Almabtrieb zwang zu einer ersten, ungewollten Verschnaufpause. 600 Kühe, auf schmaler Bergstraße auf dich zurasend, da bleibst du gerne in einer Nische stehen und wartest. René konnte und wollte nicht warten. Denn die Zeit – wie oben erwähnt – die blieb ja auch nicht stehen. Also „vertschüsste“ sich René und zog von dannen. Immerhin war es für ihn heuer sein viertes Antreten bei diesem Bergevent. Dass es sich bei dieser Seven-Summit-Tour nicht um einen Wettkampf handelt, darauf legen die Organisatoren großen Wert. Für die Athleten – besonders für die „Sp…“ ist es jedoch sehr wohl ein Run gegen die Zeit, denn schließlich möchte man ja die Bestzeit aus dem Vorjahr möglichst toppen. René zog sein Rennen durch – finishte nach rund 12 ½ Stunden und war mit sich und der Welt zufrieden. Er verfehlte seine persönliche Bestleistung zwar um eine halbe Stunde, dafür wurde heuer die Strecke aber auch verlängert und mit dem Saloberkopf zusätzlich noch ein „8. Gipfel“ eingebaut, vom kilometerlangen Umweg ganz zu schweigen. Als ob 50 km und 4500 Höhenmeter nicht eh schon genug wären… Für Peter war nach rund 33 km und vier Gipfelkreuzen Schluss. Kraft- und energielos quälte er sich bis zum Mohnenfluhsattel. Dann zog er es vor, sich erstmal ein warmes Süppchen bei der Verpflegstation zu gönnen. Schließlich wählte er zusammen mit einem weiteren „Seven-Summit-Verweigerer“ den direkten Weg ins Tal und hat sich während seiner 11-stündigen Tour so manches durch den Kopf gehen lassen. Nächstes Jahr wird die Seven-Summit-Tour wohl ohne ihn über die Bühne gehen. Möglicherweise wird er zu diesem Termin eine gemütliche Bergwanderung im hinteren Bregenzerwald machen. Gestartet wird nach Sonnenaufgang und einem kräftigen Frühstück: Mohnenfluh, Juppenspitze oder Höferspitze – auf diesen drei Bergen war er noch nie. Dafür wird er sich gemütlich Zeit nehmen – und den anderen genüsslich zuschauen, wenn sie an ihmvorbeihetzen. René wird das Ganze selbstverständlich wieder sportlich angehen. Alleine wird er dennoch nicht sein. Die Zeit läuft mit – und die macht bekanntlich keine Pause. (as) Infos auch unter: http://sevensummitschroecken.blogspot.ch/
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Februar 2020
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